März 2015 – 5 LGBTQ-Musiktipps

In den letzten Wochen sind mir wieder eine ganze Reihe Songs von LGBTQ-Künstlern oder über LGBTQ-Themen aufgefallen. Also hier die neueste Liste mit sehenswerten Musikvideos:

1. The Hidden Cameras – Carpe Jugular


Die kanadische Indie-Pop Band macht seit vielen Jahren queere Musik – sie bezeichnen ihr Genre als „gay church folk music“ – und haben auch eine Reihe interessanter Videos zu LGBTQ-Themen rausgebracht. Ihre Konzerte sind berüchtigt für bizarre und spektakuläre Shows, etwa mit Gogo-Tänzern in Balaklavas begleitet von Streichquartetts.
Das Video zu Carpe Jugular ist vom letzten Jahr – Visuell packend und über ein Thema, dass wohl jeder kennt: Zurückweisung.
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Empathie und Computerspiele – Anders sein unter Geeks

Gaymers, queer Geeks – wenn man nur die Oberfläche der Popkultur sieht, dann sind wir ziemlich unsichtbar. Nicht ganz ohne Grund, denn einige Geek-Hobbies, besonders Computerspiele, sind alles andere als offen und einladend.

Game Over

Foto: Joel Davis-Aldridge CC BY-NC-SA 2.0

Videogames gelten nicht gerade als das toleranteste Hobby. Besonders wer online mit anderen spielt, wird früher oder später auf anonyme Idioten treffen, die so richtig die Sau rauslassen, wenn man sie lässt. Das reicht vom üblichen „schwul“ als Dauerbeschreibung für alles, das missfällt, bis hin zu dummen Witzen und Kommentaren, die sehr tief unter die Gürtellinie gehen können. Wie überall im Internet, bringt die Anonymität die schlimmsten Seiten in einigen Leuten heraus. Kein Wunder also, dass die meisten LGBTQ-Gamer, die ich kenne, sich selten zu erkennen geben. Wer hat schon Lust, sich beim Spielen mit ausfallenden Kommentaren auseinanderzusetzen.
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Zölibat und Diskriminierung – Blutspende

Vor einigen Wochen habe ich mich mit meinem Bruder unterhalten und nebenbei erwähnte er beiläufig, dass er Blut gespendet hatte. Als ich ihm eröffnet habe, dass es mir nicht erlaubt ist, Blut zu spenden, wollte er mir partout nicht glauben und ich musste ihm erst die Gesetzestexte raussuchen.

Blood Donation

Foto: Peter Almay CC BY-NC-SA 2.0

Scheinbar ist das vielen gar nicht bewusst: Schwuler Sex bedeutet automatisch, nicht mehr Blut spenden zu dürfen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz bedeutet theoretisch selbst einmaliger sexueller Kontakt mit einem anderen Mann, dass lebenslang eine Blutspende nicht mehr erlaubt ist.
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Februar 2015 – 5 LGBTQ-Musiktipps

In den letzten Wochen ist wieder eine ganze Menge Musik von LGBTQ-Künstlern rausgekommen, aber auch massig Videos und Texte, die sich mit queeren Themen befassen. Hier zum dritten Mal eine Auswahl interessanter Fundstücke, teils auch ein bisschen älter, aber definitiv ein Reinhören wert:

1. Ryan Amador – Stained


Der New Yorker Sänger ordnet sich selbst in das Genre Bio-Soul ein, was sich für mich eher witzig anhört. Aber sein neuester Song Stained läuft bei mir seit Wochen ständig. Ryan Amador ist, seit er 2013 den Robert Allen Award für Songwriting gewonnen hat, ein Dauergast auf Pride-Festivals und in Gay-Clubs.
Das Video ist ebenfalls ziemlich cool, mit interessantem Look und toller Regie.
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Von Unsichtbar zu Mainstream – Queere Repräsentation im Kino und TV

„Ich hab nichts gegen Schwule, aber ich möchte das halt nicht sehen. Muss denn in jeder Serie jetzt ein Schwuler oder eine Lesbe vorkommen?“
So ähnlich sehen Kommentare zu Diskussionen um LGBTQ-Figuren in TV-Serien oder Filmen aus. Umgekehrt dann aber auch oft der Kommentar aus der LGBTQ-Community:
„Mir ist es lieber, es kommt gar kein/e Schwuler/Lesbe vor, als wieder so ein Klischee.“
TVGuy Foto: Lubs Mary. CC BY-NC-SA 2.0

Jedes Jahr veröffentlicht die Organisation GLAAD (früher „Gay & Lesbian Alliance Against Defamation“) Berichte und Studien zur Repräsentation von LGBTQ in den US-Medien. Seit einer Weile mache ich mir bereits Gedanken über den letzten Bericht vom Herbst 2014. Nie zuvor waren so viele LGBTQ-Charaktere in Filmen und ganz besonders im Fernsehen zu finden. Wobei natürlich klar ist, dass Quantität nicht gleichbedeutend ist mit Qualität.
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Schweigen und Rosa Winkel

70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Zwischen den großen Gesten und Reden der Politiker verliert sich immer noch das Gedenken an eine Gruppe von Holocaust-Opfern. Als Einzige wurden sie auch nach dem Krieg verschwiegen, wurde ihnen niemals Wiedergutmachung angeboten, nicht mal durch eine symbolische Geldsumme.
Monument to Homosexual Holocaust Victims Foto: Laura K Gibb CC BY-NC-ND 2.0

Etwa 10.000 bis 15.000 homosexuelle Männer wurden im Dritten Reich in die Konzentrationslager verschleppt. Nach Schätzungen starben 53%, durch Unterernährung, Erschöpfung und als Folge von medizinischen Experimenten. Hunderte wurden zwangskastriert. Die Dunkelziffer ist hoch, denn in vielen Fällen war im Nachhinein nicht mehr ersichtlich, aus welchen Gründen genau die Opfer inhaftiert wurden. Viele wurden auch in psychiatrische Kliniken eingewiesen, die sie nie wieder verließen.
Die meisten dieser Männer trugen den Rosa Winkel, der sie als Homosexuelle brandmarkte, viele wurden aber auch schlicht als „Asoziale“ markiert. Auch lesbische Frauen wurden mit dem Schwarzen Winkel versehen, was es noch schwieriger macht ihre Zahl einzuschätzen.
Zu ihnen allen kommentierte Goebbels 1942, der „Gedanke der Vernichtung durch Arbeit“ sei „der beste“.
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Doku: Bridegroom (2013)

Am 7. Mai 2012, ein Jahr nach dem Tod seines Partners Tom, veröffentlichte Shane ein Video auf Youtube. Aus diesem Tribut für seinen Freund wurde, dank einer immens erfolgreichen Kickstarter-Kampagne, ein Dokumentarfilm:

Nachdem Tom tödlich verunglückt war, wurde die Situation für Shane, durch die rechtliche Lage für homosexuelle Paare, zur Folter. Toms Familie hatte seine Orientierung abgelehnt und weigerte sich den Partner ihres Sohns im Krankenhaus, oder danach, zu tolerieren. Schlimmer noch: Sie drohten mit Gewalt, sollte Shane es wagen, an der Beerdigung teilzunehmen.
Obwohl die beiden jahrelang zusammen gewesen waren, gemeinsam eine Firma gegründet, eine gemeinsame Hypothek aufgenommen hatten, war das alles von rechtlicher Seite her vollkommen irrelevant. Alles was zählte war, dass die beiden nicht verheiratet waren, was zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht möglich war.
Die Doku folgt Shanes Erinnerungen an ihre Beziehung, dem tragischen Unfall und schließlich der traumatischen Zeit danach.
Ein bedrückender Blick darauf, wieso die rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren so wichtig ist.

Das ursprüngliche Video von 2012 bricht mir auch heute noch das Herz:

Bridegroom ist auf DVD erhältlich oder über das amerikanische Netflix.

Links
Bridegroom – Offizielle Seite.

Januar 2015 – 6 LGBTQ-Musiktipps

Mein Musikgeschmack lässt sich am besten als eklektisch beschreiben, aber ich halte besonders Ausschau nach LGBTQ-Künstlern oder Videos, in denen wir repräsentiert werden. Hier also sechs weitere Musikvideos aus aller Welt, die mir in den letzten Monaten aufgefallen sind:

1. Kadie Elder – First Time He Kissed a Boy

Electronic Pop aus Dänemark. Der Sound dieser dreiköpfigen Band wurde mal beschrieben als „Die Atmosphäre, kurz bevor es beginnt zu regnen“. Das Video löst bei mir Flashbacks zu meiner Zeit als Teenager aus, gerade auch wegen der 80er/90er Optik.

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Der Moment zwischen Angst und Erleichterung — Coming-out

Ein neues virales Coming-out Video hat, seit dem Upload vorgestern, bereits über 5 Millionen Views angesammelt:

Die Zwillinge Aaron und Austin Rhodes, Models aus Los Angeles, hatten bereits vor diesem Video einen erfolgreichen Youtube-Channel mit etwa 80000 Subscribers. Da sie bereits von Anfang an durch Auftritte in Videos von schwulen Youtubern, wie Davey Wavey aufgefallen sind, war es auch erahnbar, dass zumindest einer der beiden wohl schwul ist.
Die Brüder outen sich per Telefon bei ihrem Vater, der in Ohio wohnt, und zeigen dabei sehr rohe Emotionen. Den beiden ist anzumerken, dass sie wohl selbst nicht erwartet hatten, so heftig zu reagieren. Glücklicherweise ist ihr Vater verständnisvoll, wenn man ihm auch deutlich anmerkt, dass es nicht die besten Nachrichten für ihn sind.
Und wie üblich bei Coming-out Videos, konnte man die Reaktionen schon erahnen, bevor man die Kommentare auf Youtube, Buzzfeed und den meisten LGBT-Medien gelesen hatte.
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Filmtipp: Geography Club (2013)

Eine LGBTQ Highschool Komödie und erfrischende „Coming of Age“-Geschichte, nach dem Young Adult Roman von Brent Hartinger:

Russel glaubt, er sei der einzige an seiner Schule der schwul ist und verheimlicht das, so gut er kann. Doch dann trifft er ausgerechnet auf den Football-Star der Schule und die beiden beginnen eine heimliche Romanze. Wie sich herausstellt, ist er nicht so allein wie er dachte, und als er dem Geographie Club der Schule beitritt, entdeckt er die geheime, andere Seite seiner Schule.

Highschool-Komödien mit LGBT-Teens sind, zumindest außerhalb der gängigen Klischees, sehr selten. Da war diese ein willkommener Fund und besonders toll ist, dass sie viele der sonst üblichen, fast schon zu depressiven und düsteren, Darstellungen von LGBTQ-Teenagern vermeidet.
Das Buch ist ebenfalls gelungen, für die, denen Jugendbücher zu diesem Thema gefallen.

Geography Club ist, unter gleichem Titel, auch auf Deutsch als DVD erschienen.

Links
Goodreads Buchseite.
IMDB Seite.