Queere Musik – Sommer 2015

Es ist ein paar Monate her, seit ich zuletzt neue Fundstücke vorgestellt habe, also Musik von oder über LGBTQIA. Da hat sich einiges angesammelt, also heute direkt 6 Songs, die mir in den letzten Monaten aufgefallen sind. Wie immer trifft nicht jedes der Lieder unbedingt meinen persönlichen Musikgeschmack, aber alle Videos haben es geschafft mein Interesse zu wecken — sei es wegen der Videos, des Textes oder der Herkunft der Künstler:

1. Mashrou‘ Leila – 3 minutes / مشروع ليلى – ٣ دقائق


Die Alternative Band Mashrou‘ Leila („Projekt einer Nacht“, oder auch „Leilas Projekt“) aus Beirut im Libanon, ist im gesamten Mittleren Osten extrem erfolgreich, obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie Tabu-Themen in ihren Songs behandeln — etwa vorehelichen Sex, Homosexualität und Genderrollen.
In weichem Arabisch vermischen sie den Pop ihrer Region mit westlichem Alternative Rock, unter Führung ihres schwulen Lead-Sängers Hammed Sinno (und es kann gerade in dieser Region nicht ganz einfach sein, geoutet zu leben und den traditionellen Elementen der Bevölkerung die Mittelfinger zu zeigen). Was sie aber besonders interessant macht ist, dass sie dem bei uns vorherrschenden Bild des Mittleren Ostens als uniformes, rückständiges, bedrohliches Gebilde widersprechen.
Jedenfalls zeigt der Erfolg der Band, dass viele junge Libanesen weit liberaler, aufgeklärter und moderner sind, als etwa die Trampel bei Pegida und den „Demos für Alle“.
In „3 Minutes“ befasst sich die Band mit Zensur und den Zwängen und Restriktionen, denen sie in ihren Liedern ausgesetzt sind.

2. Aquilo – Calling Me

Aquilo – Calling Me from Bullion on Vimeo.

Das musikalische Duo aus Silverdale in England ist ein Indie-Geheimtipp seit dem Glastonbury Festival 2014. Aufgefallen sind sie mir zuerst mit diesem Video, das perfekt das Gefühl von Entfremdung, stiller Resignation und Isolation beschreibt, das ich selber als Teenager und junger Erwachsener oft hatte. Sehr cool.

3. Anna Naklab feat. Alle Farben & YOUNOTUS – Supergirl


Es dürfte ziemlich schwierig gewesen sein, diesen Song in den letzten Monaten bei uns nicht zumindest mal gehört zu haben. Das Cover des Originals von Reamonn ist ja ziemlich cool, aber wirklich super ist das Video dazu — eine „Thelma & Louise“ Liebesgeschichte.

4. Calogero – J’ai le droit aussi

CALOGERO – J'ai le droit aussi from Les Improductibles on Vimeo.

Der französische Sänger und Songwriter ist seit den 80ern ein gefeierter Star, bei uns jedoch eher wenig bekannt. Aktuell macht er zum einen Musik in der Band Circus, aber produziert auch weiterhin Solomusik. In „J’ai le droit aussi“ (Ich habe auch das Recht) beschreibt er das Gefühl vor dem Coming-out — die Angst, die Wut, die Verbitterung. Dazu ein wirklich cooles Video, in dem ein Teenager zwischen seinen Wunschvorstellungen für sein Leben und der Realität hin- und hergerissen wird.
Großartiger Text, toller Song.

5. Libra – Sotto Pelle

LIBRA – Sotto Pelle from Antonio Filippelli on Vimeo.

Libra ist eine italienische Electro-Minimal Band, die 2013 ihr Debüt-Album herausgebracht haben. In „Sotto Pelle“ (Unter der Haut) singen sie über die Zeit nach einer Trennung, das schmerzhafte Vermissen und die Spuren, die der oder die Partner_in hinterlassen hat. Das Video dazu ist visuell interessant und hat ein paar fantastische Bilder, oft sehr surreal.

6. Julia Weldon – All I Gave Her


Die amerikanische Indie-Folk-Künstlerin behandelt das gleiche Thema, in einem komplett anderen Genre, aber die Parallelen sind nicht zu übersehen. Trennungen sind wohl etwas Universales und aus jeder Perspektive ähnlich schmerzhaft. Im Video zu „All I Gave Her“ singt sie über all den Kram, den jeder kennt nachdem eine Beziehung geendet hat.

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