Vor einer Weile hat es mich auf eine Party verschlagen. Nicht unbedingt mit engen Freunden – mehr ein paar gute Bekannte. Ich kannte die meisten dort nur vom Sehen, wenn überhaupt. Aber bereits bei meiner Ankunft wurde mir schnell klar, dass die Gastgeberin so „nett“ gewesen war, mich anzukündigen.
„Tim ist übrigens schwul“. Lieber nicht riskieren, dass jemand was politisch Inkorrektes sagt und mich vielleicht vor den Kopf stößt. Ich frage mich dabei immer, ob meine sexuelle Orientierung das einzige Interessante ist, was es über mich zu erzählen gibt. Aber es war gut gemeint. Was soll’s. Weiterlesen
Svea Lundberg und Tim Spohn – am 22. Mai 2016 um 18.00 Uhr im Weissenburg e.V. in Stuttgart
Die wunderbare Svea wird aus ihrem Roman „Kristallschnee“, ich aus „Das Faustus-Institut“ und „Big Blind – Alles im Spiel“ vorlesen.
Natürlich freuen wir uns am meisten auf Fragen und Feedback – und sind bereits ordentlich aufgeregt.
Sveas Facebook-Seite findet ihr hier: https://www.facebook.com/Svea.Lundberg.Autorin/
Sie arbeitet gerade an mehreren neuen Werken, darunter auch schon die Fortsetzung zu „Kristallschnee“. Wer also wissen will, wie es Jannis und Felix weiter ergeht, kann sie unbarmherzig löchern.
Der Weissenburg e.V. war so freundlich uns einzuladen und wir sind sehr begeistert von der Arbeit von Stuttgarts schwul-lesbischem Zentrum.
Seit einigen Wochen sitzt dieser Text hier in meinen Entwürfen und ich habe gezögert, ihn tatsächlich zu veröffentlichen. Weil er sich so privat anfühlt und Erinnerungen betrifft, die ich nur mit sehr wenigen Menschen geteilt habe. Weil er Erfahrungen wieder hochholt, die mich mehr geprägt haben, als mir oft bewusst ist. Weil es mir peinlich ist, über das alles nachzudenken und es nach so langer Zeit, mehr als 15 Jahren, wieder auszugraben.
Also habe ich den Entwurf immer wieder mal rausgesucht, aber dann doch wieder weggeklickt. Alte Wunden lieber in Ruhe lassen, spielt ja auch keine Rolle mehr heute, alles so lange her. Wen interessiert das denn noch heute? Weiterlesen
Es ist ein paar Monate her, seit ich zuletzt neue Fundstücke vorgestellt habe, also Musik von oder über LGBTQIA. Da hat sich einiges angesammelt, also heute direkt 6 Songs, die mir in den letzten Monaten aufgefallen sind. Wie immer trifft nicht jedes der Lieder unbedingt meinen persönlichen Musikgeschmack, aber alle Videos haben es geschafft mein Interesse zu wecken — sei es wegen der Videos, des Textes oder der Herkunft der Künstler:
Die Alternative Band Mashrou‘ Leila („Projekt einer Nacht“, oder auch „Leilas Projekt“) aus Beirut im Libanon, ist im gesamten Mittleren Osten extrem erfolgreich, obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie Tabu-Themen in ihren Songs behandeln — etwa vorehelichen Sex, Homosexualität und Genderrollen.
In weichem Arabisch vermischen sie den Pop ihrer Region mit westlichem Alternative Rock, unter Führung ihres schwulen Lead-Sängers Hammed Sinno (und es kann gerade in dieser Region nicht ganz einfach sein, geoutet zu leben und den traditionellen Elementen der Bevölkerung die Mittelfinger zu zeigen). Was sie aber besonders interessant macht ist, dass sie dem bei uns vorherrschenden Bild des Mittleren Ostens als uniformes, rückständiges, bedrohliches Gebilde widersprechen.
Jedenfalls zeigt der Erfolg der Band, dass viele junge Libanesen weit liberaler, aufgeklärter und moderner sind, als etwa die Trampel bei Pegida und den „Demos für Alle“.
In „3 Minutes“ befasst sich die Band mit Zensur und den Zwängen und Restriktionen, denen sie in ihren Liedern ausgesetzt sind. Weiterlesen
Die Sommerpause neigt sich ihrem Ende zu und hier im Blog wird es auch langsam Zeit, wieder loszulegen. Also starten wir heute mit 3 fantastischen Kurzfilmen, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind:
El SMS (Brasilien, 2015)
„Die SMS“ ist ein kurzer, wundervoller Film über Freundschaft, geschrieben von Dustin Lance Black, dem Autor des Films „Milk“.
Zwar sind die Dialoge in Portugiesisch und richtige Untertitel nur in Englisch und Spanisch verfügbar, aber es sollte nicht so schwer sein, der Geschichte zu folgen: Diego liest eine SMS auf dem Handy seines besten Freunds Rafael und erfährt dessen großes Geheimnis.
Als Teil einer Werbekampagne in Lateinamerika wurde der Film von Coca Cola herausgebracht, ist aber nicht irgendein billiges Werbefilmchen, sondern fantastisch geschrieben und gefilmt. Sehr subtil, tolle Dialoge und hat mich mit einem Lächeln zurückgelassen. Weiterlesen
Als ich über diesen Blog-Eintrag nachgedacht habe, um eine Liste mit bemerkenswerten Serien der letzten Zeit zusammenzustellen, landeten ziemlich schnell vier von Online-Streaming-Diensten ganz oben. Das soll hier jetzt keine Werbung für diese Services sein (auch wenn ich zugegebenermaßen relativ lange ein begeisterter Abonnent von Netflix bin), sondern spricht eher dafür, dass gerade diese vergleichsweise jungen Angebote sich wohl mehr trauen. Jedenfalls haben es diese vier Serien im letzten Jahr geschafft, mich besonders mit ihrer Darstellung von LGBTQ-Figuren zu überraschen.
Ich hatte vor einiger Zeit ja bereits geschrieben über Queere Repräsentation im Kino und TV, und habe danach auch interessante Mails und Nachrichten bekommen dazu. Eine Frage stellte sich immer wieder: Ist es so erwähnenswert oder sogar erstrebenswert, dass queere Figuren in den Massenmedien auftauchen? Bringt Repräsentation wirklich was? Ist das nicht total egal?
Ich spare mir mal, die ganzen Argumente zu wiederholen. Ob man nun an den Sinn glaubt oder nicht: Wenn LGBTQ-Figuren gezeigt werden, ist ja in jedem Fall nicht unwichtig, ob sie glaubhafte, vielschichtige Charaktere sind oder nur die alten, müden Klischees.
Also hier vier Serien, bei denen sich zumindest ein Blick lohnt:
Orange Is The New Black (Netflix)
Vermutlich haben die meisten zumindest schon mal von der Serie gehört, die inzwischen zu etwas wie dem Flaggschiff von Netflix geworden ist. Seit 2013 hat die Show reihenweise Preise eingesammelt, wurde zum Kritiker-Liebling und hat begeisterte Fans. Vor kurzem erst wurde die dritte Staffel verfügbar, wie üblich mit allen Folgen auf einmal.
Die Geschichte um das Frauengefängnis Litchfield Penitentiary bietet nicht nur einen interessanten Mix aus Comedy und Drama, mit komplexen, wundervollen Charakteren, sondern vor allem auch jede Menge Perspektiven von Minderheiten, die sonst wenig auftauchen im TV.
Besonders Laverne Cox wurde über Nacht zu einer der ersten Trans-Frauen in der amerikanischen Öffentlichkeit, die wirklich sichtbar ist und fast so etwas wie die Queen der US-Trans-Community.
Definitiv eine der besten Shows der letzten Jahre und eines der seltenen Angebote, bei dem der Fokus auf weiblichen Perspektiven liegt. Weiterlesen
Samstag. Ich klicke mich durchs Internet, gespannt darauf, wie das Ehe-Referendum in Irland ausgegangen ist. Als erstes Land der Welt ließ Irland die Bevölkerung entscheiden, ob die Ehe offen für alle Paare, unabhängig von Geschlechtskonstellation, sein soll.
Eine Rekordwahlbeteiligung und ein „Ja“ in jedem einzelnen Wahlbezirk bis auf einen haben sehr deutlich gezeigt, dass selbst in konservativen Teilen der Bevölkerung die meisten das Thema leid sind. Weiterlesen
Mit dem kommenden langen Wochenende, ist das doch der ideale Zeitpunkt für drei Filme aus dem Gay Cinema, die zu meinen Favoriten gehören:
Test (2013)
San Francisco, 1985: Kurz, nachdem der erste HIV-Test verfügbar wird, sieht sich Tänzer Frankie mit der Frage konfrontiert, ob er sich testen lassen soll. Die Angst vor AIDS greift um sich und verlässliche Informationen über die neue Krankheit hat fast keiner.
Ein faszinierender Blick in eine Zeit, in der Grundwissen über HIV noch nicht selbstverständlich war. Mich hat „Test“ gepackt, was auch an der nachdenklichen Stimmung und der ruhigen Romanze zwischen Frankie und Todd lag.
Test ist auf DVD und als Instant-Video verfügbar (im Orginal mit deutschen Untertiteln). Außerdem findet er sich auf Netflix US und Canada. Weiterlesen
David fühlt sich überfordert: Student, Nebenjob, ehrenamtliche Arbeit.
Kai ist jahrelang mit dem Rucksack durch die Welt getingelt, weiß nicht so richtig, was er jetzt zurück in Deutschland tun soll, mal abgesehen davon, eine Wohnung zu finden.
Die beiden treffen aufeinander und können ihr Glück nicht fassen: Kai sucht eine dauerhafte Bleibe und David hat das perfekte Zimmer für ihn, in seiner WG.
Alle sind begeistert von ihrem neuen Mitbewohner, außer David. Denn bei ihm entwickelt sich bald mehr Interesse für Kai, als er zulassen will. Nach schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit, fehlt ihm inzwischen die Lust, sich wieder auf jemanden einzulassen.
Also bemüht er sich Distanz zu halten, weil sein Liebesleben ohnehin schon kompliziert genug ist.
Doch mit Kai im Zimmer nebenan, ist das gar nicht so leicht.
„Ihr solltet euch nicht als anders bezeichnen. Ist doch kein Wunder, dass ihr ständig ausgegrenzt werdet, wenn ihr das selber macht“
Da sitze ich also nun, erst mal sprachlos. Mit einem einzigen Kommentar ist eine Diskussion komplett entgleist, in der wir über die Erfahrungen von LGBTQ-Jugendlichen gesprochen haben, die sich oft isoliert und eben anders fühlen.
Nach zwanzig Minuten, in denen die Debatte zunehmend hitziger wird, klinke ich mich aus. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich dieses Argument höre:
Ihr seid ja selber schuld. Mit ein bisschen mehr Diskretion und Anpassung wäre das alles kein Problem. Die Trans-Person kann ja auch nur Zuhause ihre/seine wahre Gender-Identität ausleben und sich sonst „verkleiden“. Ein_e Trans-Jugendliche_r kann ja auch erstmal warten, bis er/sie erwachsen ist, eine ungewollte Pubertät durchgemacht hat und dann die Hilfe bekommt, die er/sie braucht.
Die gleichgeschlechtlichen Paare können ja durchaus auch außerhalb der Wohnung so tun, als wären sie nur richtig enge Freunde.
Und so weiter und so fort.
Alles durchaus zumutbar, wenn man ein bisschen versucht sich anzupassen an die Mehrheit. Weiterlesen
Wieder ein Monat rum und in den letzten Wochen gab es eine richtige Flut neuer Musik von queeren Künstlern und/oder über LGBTQ-Themen. Also diesmal gleich 7 meiner Favoriten der letzten Zeit:
1. Josef Salvat – Hustler
Der australische Sänger wurde letztes Jahr bekannt durch ein Cover von Rihannas Diamonds. Das neue Video zu Hustler hat schon fast etwas von einem Kurzfilm und spielt mit Themen wie Bi-/Pansexualität und gekaufter Intimität. Weiterlesen