Die Sommerpause neigt sich ihrem Ende zu und hier im Blog wird es auch langsam Zeit, wieder loszulegen. Also starten wir heute mit 3 fantastischen Kurzfilmen, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind:
El SMS (Brasilien, 2015)
„Die SMS“ ist ein kurzer, wundervoller Film über Freundschaft, geschrieben von Dustin Lance Black, dem Autor des Films „Milk“.
Zwar sind die Dialoge in Portugiesisch und richtige Untertitel nur in Englisch und Spanisch verfügbar, aber es sollte nicht so schwer sein, der Geschichte zu folgen: Diego liest eine SMS auf dem Handy seines besten Freunds Rafael und erfährt dessen großes Geheimnis.
Als Teil einer Werbekampagne in Lateinamerika wurde der Film von Coca Cola herausgebracht, ist aber nicht irgendein billiges Werbefilmchen, sondern fantastisch geschrieben und gefilmt. Sehr subtil, tolle Dialoge und hat mich mit einem Lächeln zurückgelassen. Weiterlesen
Als ich über diesen Blog-Eintrag nachgedacht habe, um eine Liste mit bemerkenswerten Serien der letzten Zeit zusammenzustellen, landeten ziemlich schnell vier von Online-Streaming-Diensten ganz oben. Das soll hier jetzt keine Werbung für diese Services sein (auch wenn ich zugegebenermaßen relativ lange ein begeisterter Abonnent von Netflix bin), sondern spricht eher dafür, dass gerade diese vergleichsweise jungen Angebote sich wohl mehr trauen. Jedenfalls haben es diese vier Serien im letzten Jahr geschafft, mich besonders mit ihrer Darstellung von LGBTQ-Figuren zu überraschen.
Ich hatte vor einiger Zeit ja bereits geschrieben über Queere Repräsentation im Kino und TV, und habe danach auch interessante Mails und Nachrichten bekommen dazu. Eine Frage stellte sich immer wieder: Ist es so erwähnenswert oder sogar erstrebenswert, dass queere Figuren in den Massenmedien auftauchen? Bringt Repräsentation wirklich was? Ist das nicht total egal?
Ich spare mir mal, die ganzen Argumente zu wiederholen. Ob man nun an den Sinn glaubt oder nicht: Wenn LGBTQ-Figuren gezeigt werden, ist ja in jedem Fall nicht unwichtig, ob sie glaubhafte, vielschichtige Charaktere sind oder nur die alten, müden Klischees.
Also hier vier Serien, bei denen sich zumindest ein Blick lohnt:
Orange Is The New Black (Netflix)
Vermutlich haben die meisten zumindest schon mal von der Serie gehört, die inzwischen zu etwas wie dem Flaggschiff von Netflix geworden ist. Seit 2013 hat die Show reihenweise Preise eingesammelt, wurde zum Kritiker-Liebling und hat begeisterte Fans. Vor kurzem erst wurde die dritte Staffel verfügbar, wie üblich mit allen Folgen auf einmal.
Die Geschichte um das Frauengefängnis Litchfield Penitentiary bietet nicht nur einen interessanten Mix aus Comedy und Drama, mit komplexen, wundervollen Charakteren, sondern vor allem auch jede Menge Perspektiven von Minderheiten, die sonst wenig auftauchen im TV.
Besonders Laverne Cox wurde über Nacht zu einer der ersten Trans-Frauen in der amerikanischen Öffentlichkeit, die wirklich sichtbar ist und fast so etwas wie die Queen der US-Trans-Community.
Definitiv eine der besten Shows der letzten Jahre und eines der seltenen Angebote, bei dem der Fokus auf weiblichen Perspektiven liegt. Weiterlesen
Mit dem kommenden langen Wochenende, ist das doch der ideale Zeitpunkt für drei Filme aus dem Gay Cinema, die zu meinen Favoriten gehören:
Test (2013)
San Francisco, 1985: Kurz, nachdem der erste HIV-Test verfügbar wird, sieht sich Tänzer Frankie mit der Frage konfrontiert, ob er sich testen lassen soll. Die Angst vor AIDS greift um sich und verlässliche Informationen über die neue Krankheit hat fast keiner.
Ein faszinierender Blick in eine Zeit, in der Grundwissen über HIV noch nicht selbstverständlich war. Mich hat „Test“ gepackt, was auch an der nachdenklichen Stimmung und der ruhigen Romanze zwischen Frankie und Todd lag.
Test ist auf DVD und als Instant-Video verfügbar (im Orginal mit deutschen Untertiteln). Außerdem findet er sich auf Netflix US und Canada. Weiterlesen
Das Wochenende steht vor der Tür, also Zeit für ein paar Filmtipps aus dem LGBTQ-Cinema. Diesmal ein romantisches Drama aus Spanien, eine High-School Komödie und ein Dokumentarfilm:
El Sexo de los Ángeles – Angels of Sex/The Sex of Angels (2012)
Student Bruno lebt glücklich mit seiner Freundin Carla in Barcelona. Doch dann trifft das Paar auf Rai, einen charismatischen Straßentänzer und Kampfsportlehrer. Zuerst verfällt Bruno seinem Charme, doch bald kann ihm auch Carla nicht widerstehen. Eine ungewöhnliche Dreiecksbeziehung beginnt, nicht ohne Konflikte.
Es gibt nicht sehr viele Filme, die sich mit Bisexualität/Pansexualität beschäftigen und noch weniger, die sich an das Thema unkonventioneller Beziehungen, wie etwa eine offene Beziehung zwischen drei Partnern wagen. Ein modernes, nachdenkliches Drama für ein verregnetes Wochenende. Weiterlesen
Am 7. Mai 2012, ein Jahr nach dem Tod seines Partners Tom, veröffentlichte Shane ein Video auf Youtube. Aus diesem Tribut für seinen Freund wurde, dank einer immens erfolgreichen Kickstarter-Kampagne, ein Dokumentarfilm:
Nachdem Tom tödlich verunglückt war, wurde die Situation für Shane, durch die rechtliche Lage für homosexuelle Paare, zur Folter. Toms Familie hatte seine Orientierung abgelehnt und weigerte sich den Partner ihres Sohns im Krankenhaus, oder danach, zu tolerieren. Schlimmer noch: Sie drohten mit Gewalt, sollte Shane es wagen, an der Beerdigung teilzunehmen.
Obwohl die beiden jahrelang zusammen gewesen waren, gemeinsam eine Firma gegründet, eine gemeinsame Hypothek aufgenommen hatten, war das alles von rechtlicher Seite her vollkommen irrelevant. Alles was zählte war, dass die beiden nicht verheiratet waren, was zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht möglich war.
Die Doku folgt Shanes Erinnerungen an ihre Beziehung, dem tragischen Unfall und schließlich der traumatischen Zeit danach.
Ein bedrückender Blick darauf, wieso die rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren so wichtig ist.
Das ursprüngliche Video von 2012 bricht mir auch heute noch das Herz:
Bridegroom ist auf DVD erhältlich oder über das amerikanische Netflix.
Eine LGBTQ Highschool Komödie und erfrischende „Coming of Age“-Geschichte, nach dem Young Adult Roman von Brent Hartinger:
Russel glaubt, er sei der einzige an seiner Schule der schwul ist und verheimlicht das, so gut er kann. Doch dann trifft er ausgerechnet auf den Football-Star der Schule und die beiden beginnen eine heimliche Romanze. Wie sich herausstellt, ist er nicht so allein wie er dachte, und als er dem Geographie Club der Schule beitritt, entdeckt er die geheime, andere Seite seiner Schule.
Highschool-Komödien mit LGBT-Teens sind, zumindest außerhalb der gängigen Klischees, sehr selten. Da war diese ein willkommener Fund und besonders toll ist, dass sie viele der sonst üblichen, fast schon zu depressiven und düsteren, Darstellungen von LGBTQ-Teenagern vermeidet.
Das Buch ist ebenfalls gelungen, für die, denen Jugendbücher zu diesem Thema gefallen.
Geography Club ist, unter gleichem Titel, auch auf Deutsch als DVD erschienen.
Eine ehrliche, intensive Lovestory, die an nur einem Wochenende beginnt und endet :
Nach einer Party mit seinen Heterofreunden, zieht Russel noch durch die Gay Clubs. Dort trifft er auf Glen und die beiden verbringen die Nacht gemeinsam. Was nur als One-Night-Stand gedacht war, entwickelt sich im Verlauf des Wochenendes zu mehr.
Sie ziehen durch Bars, lernen einander kennen, nehmen Drogen und landen immer wieder im Bett.
Doch dann enthüllt Glen, dass er am nächsten Tag das Land verlassen wird.
Was sich immer mehr in Richtung einer intensiven Liebe entwickelt hat, bekommt auf einmal einen Countdown zum Ende. Übrig bleiben Erinnerungen und neue Erkenntnisse über die eigene Identität.
Ein absolut großartiger Film, obwohl er eher melancholisch ist und definitiv kein Happy End hat. Weekend hat zurecht eine ganze Reihe Preise gewonnen und tolle Kritiken erhalten. Es kommt selten vor, dass ein Film über schwule Männer so realitätsnah und ungeschönt wirkt. Fantastische Schauspieler, Regie und Dialoge, also insgesamt ein tolles Paket.
Leider gibt es (noch) keine deutsche Version, ich kann die englische Version aber nur empfehlen.
Einer der ersten schwulen Filme, die ich als Teenager gesehen habe:
Ursprünglich ein britisches Theaterstück, dass 1993 das erste Mal aufgeführt wurde. Jonny Lee Miller (Elementary, Hackers) spielte in der ersten Produktion Ste.
Jamie und Ste, zwei Teenager in einer Arbeitergegend in London, wachsen als Nachbarn auf. Beide werden sich ihrer Gefühle füreinander bewusst und müssen sich mit den Reaktionen ihrer Eltern, Nachbarn und Freunde auseinandersetzen. Ste fürchtet die Reaktion seines gewalttätigen Vaters und seines mit Drogen handelnden Bruders. Jamie muss sich mit seiner alleinerziehenden Mutter Sandra auseinandersetzen, die überfordert ist mit der Situation. Doch die beiden wagen trotzdem ihre ersten Schritte in die fremde Welt der LBGTQ-Szene.
Ich war selbst zu der Zeit (Ende der Neunziger) im gleichen Alter und Beautiful Thing hat mir damals sehr geholfen, mich mit meinen Ängsten auseinanderzusetzen. Eine der berührendsten und romantischsten Coming-out Geschichten, die ich je gesehen habe.